Wie oft kann ich Botox anwenden? Ist es sicher? Wer sollte kein Botox bekommen? All diese und viele andere Fragen kommen Ihnen wahrscheinlich in den Sinn, wenn Sie über das Verfahren nachdenken. Die Entscheidung, ob die Behandlung das Richtige für Sie ist, kann schwierig sein. Botox-Injektionen sind kostspielig und sogar ein wenig beängstigend, vor allem, wenn Sie vor Injektionen Angst haben.
Dr. Tatiana Kobets hat 20 Jahre Erfahrung in der Dermatologie und 18 Jahre mit Botulinumtoxin-Injektionen. Sie ist die Gründerin des klinischen Zentrums KeyMed und Mitglied der Ukrainischen Vereinigung der Dermatologen, Venerologen und Kosmetologen (UADVC). Jährlich nimmt sie an internationalen Konferenzen für ästhetische Medizin teil.
Wir haben Dr. Kobets gebeten, typische Fragen zu beantworten und ihre Erfahrungen und ihr Wissen über das Verfahren mit uns zu teilen. Wir haben das Interview in drei Hauptthemen unterteilt:
Was Sie vor dem Eingriff wissen sollten
Was ist Botox?
Botox ist ein Markenname für Botulinumtoxin A. Es ist das am weitesten verbreitete Neurotoxin im ästhetischen Bereich und in der Medizin.
Ich ziehe es vor, den Begriff “Botulinumtoxin” zu verwenden. Es ist medizinisch nicht korrekt, das Wort “Botox” für alle Verfahren zu verwenden, die wir mit Botulinumtoxin durchführen können. Botox ist nur eine der vielen Marken der Hersteller, die Botulinumtoxin A verkaufen. Da Botox jedoch das erste Medikament dieser Gruppe auf dem Markt war, ist es zum Synonym für das Verfahren selbst geworden.
Neben Botox gibt es noch viele andere Marken auf dem Markt. Zum Beispiel Dysport, Xeomin und Jeuveau.
Woraus besteht Botox?
Botulinumtoxin A ist ein Neurotoxin, das von Clostridium botulinum synthetisiert wird. Dieses Bakterium verursacht Botulismus, wenn der Betroffene Lebensmittel isst, die damit kontaminiert sind. Hausgemachte Fleisch-, Fisch- oder Pilzkonserven, die nicht ausreichend erhitzt worden sind, sind die gefährlichsten Produkte.
Botulismus ist eine schwere Erkrankung, die tödlich enden kann, weil hohe Mengen an Botulinumtoxin die Atemmuskulatur lähmen.
Wie funktioniert Botox?
Die Hauptfunktion besteht darin, dass Botulinumtoxin die Signalübertragung zwischen Neuronen und Muskeln blockiert.
Normalerweise senden Neuronen Impulse aus, um die Muskeln zu kontrahieren, indem sie spezielle Botenstoffe, sogenannte Neurotransmitter, freisetzen. Nach der Injektion von Botulinumtoxin in die Muskeln wird die Freisetzung dieser Neurotransmitter blockiert. Infolgedessen entspannen sich die Muskeln.
Da viele Falten im Gesicht durch aktive Gesichtsausdrücke wie Lächeln oder Stirnrunzeln entstehen, führt die Muskelentspannung zu einer Glättung der Falten und verhindert ebenfalls die Neubildung.
Wofür wird Botox verwendet?
Botulinumtoxin hat außer in der ästhetischen Medizin viele weitere Verwendungsmöglichkeiten. Der ursprüngliche Zweck des Medikaments war die Behandlung von Blepharospasmus. Dabei handelt es sich um eine ophthalmologische Erkrankung, bei der es zu einer abnormen Kontraktion der Augenlidmuskeln kommt.
Mit Botulinumtoxin können wir Falten auf der Stirn, zwischen den Augenbrauen, Lachfalten, Häschenfalten, Marionettenfalten, Lippenfältchen, Grübchen am Kinn und Knitterfalten am Hals behandeln. Die untere Gesichtshälfte ist schwieriger zu behandeln, da neben der Muskelaktivität viele weitere Faktoren zu den Falten beitragen.
Außerdem ist es möglich, die Augenbrauen anzuheben, aber das funktioniert nicht bei allen Patienten, so dass ich das individuell je nach Muskelaktivität beurteilen muss.
Botulinumtoxin wird unter anderem zur Behandlung von zervikaler Dystonie, trägem Auge, zerebraler Lähmung, Hyperhidrose, chronischer Migräne, Blasenfunktionsstörungen und einigen anderen neurologischen Erkrankungen eingesetzt.
Botox-Behandlungsbereiche im Gesicht
Botox, Xeomin und Disport: Was ist der Unterschied, und welche Methode ist besser?
Bei all diesen Medikamenten handelt es sich um Botulinumtoxin A, wie wir bereits besprochen haben. Der Hauptunterschied ist die Zusammensetzung des Toxins. Xeomin zum Beispiel ist ein reines Toxin, während Botox und Disport zusätzlich komplexe Proteine enthalten.
Zusatzstoffe beeinflussen die Diffusion, die Wirkungsdauer und die Lagerbedingungen. Dysport beispielsweise diffundiert im Vergleich zu den beiden anderen Medikamenten am stärksten und ist daher besser für die Behandlung großer Flächen geeignet.
Die Frage, was besser ist, ist schwer zu beantworten, denn nur der Arzt weiß, welches Medikament für Sie am besten geeignet ist. Je nach Anforderung wirkt das ein oder andere Medikament am besten. Konsultieren Sie am besten einen Spezialisten, der mit vielen Botulinumtoxin-Medikamenten arbeitet.
Gibt es Nachteile bei Botox?
Der größte Nachteil von Botox ist wahrscheinlich die nur vorübergehende Wirkung. Wenn Sie lang anhaltende Ergebnisse erzielen wollen, müssen Sie das Verfahren wiederholen.
Das Endergebnis wird auch entscheidend von der Kompetenz des Spezialisten abhängen. Botulinumtoxin ist keine einfache Injektion. Es ist wichtig, die Gesichtsstruktur, die Anatomie und andere individuelle Merkmale zu berücksichtigen, um die besten Ergebnisse zu erzielen.
Leider werden heutzutage viele Botulinumtoxin-Injektionen auch ohne entsprechende Qualifikation durchgeführt.
Vorbereitung auf die Botulinumtoxin-Injektionen
In welchem Alter sollte man mit Botox beginnen?
Das Alter reicht von Mitte 20 bis Ende 30. Das Verfahren hat eine spezifische Indikation. Es handelt sich um die Bildung von Mimikfalten, die sich auch im entspannten Zustand nicht glätten. Wenn sie im Gesicht deutlich zu sehen sind, ist es an der Zeit, einen Dermatologen aufzusuchen und einen Behandlungsplan zu erstellen.
Botulinumtoxin wirkt jedoch nur im Anfangsstadium der Faltenbildung. Wenn die Falten zu tief geworden sind, empfehle ich in der Regel, mit anderen Verfahren zur Glättung der Haut zu beginnen und dann das Ergebnis mit Botulinumtoxin zu fixieren. Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, so bald wie möglich, nachdem Sie die ersten Anzeichen der Hautalterung bemerkt haben, einen Spezialisten aufzusuchen.
In meiner Praxis kommen die meisten Menschen jedoch nicht mit der festen Absicht zu mir, Botulinumtoxin-Injektionen vorzunehmen. Sie kommen in der ersten Beratung mit dem Problem der Hautalterung und dann entwickeln wir einen entsprechenden Behandlungsplan.
Wie wählt man einen guten Spezialisten aus?
Nun, es gibt einige Indikatoren. Der erste Voraussetzung ist natürlich eine medizinische Hochschulausbildung. Je nach Land sind die Anforderungen an Fachärzte, die Botulinumtoxin injizieren dürfen, unterschiedlich. Die Zulassung kann entweder auf Dermatologen und plastische Chirurgen beschränkt sein, in manchen Ländern darf aber auch jeder Facharzt mit einem medizinischen Hochschulabschluss das Verfahren durchführen. Wenn Sie sich nicht mit den ganzen gesetzlichen Gegebenheiten beschäftigen wollen, genügt es eigentlich auch, wenn Sie sich davon überzeugen, dass ein entsprechendes Diplom dazu vorliegt.
Der zweite Aspekt ist der Nachweis darüber, dass die entsprechenden Kurse beim Hersteller absolviert wurden. Was ich damit sagen will, ist, dass eine Person, die mit Botox arbeitet, Kurse beim Hersteller absolvieren sollte. Wie wir bereits besprochen haben, hat jedes Medikament spezifische Eigenschaften, die bei der Injektion beachtet werden müssen.
Ein weiterer Punkt ist die Zertifizierung der Praxis oder Klinik, in der das Verfahren durchgeführt werden soll. Die Arztpraxis oder private Klinik sollte eine medizinische Zulassung haben.
Wer sollte kein Botox erhalten?
Für Botulinumtoxin-Injektionen gibt es einige Kontraindikationen, darunter Schwangerschaft, Stillzeit, das Lambert-Eaton-Myasthenie-Syndrom, Entzündungen im Behandlungsbereich oder eine Dermatitis an der Behandlungsstelle.
Ich möchte darauf hinweisen, dass Krebs keine Kontraindikation darstellt. In letzter Zeit haben Onkologen Botulinumtoxin-Injektionen bei ihren Krebspatienten befürwortet.
Meine Patienten fragen mich oft, ob sie bei Akne eine Injektion bekommen können. Die Antwort lautet: Ja, aber nicht bei schwerer Akne. Wenn sich jedoch an den Injektionsstellen Pickel, Knoten oder eitrige Zysten bilden, müssen wir warten, bis diese ausgeheilt sind.
Es gibt auch einige Situationen, in denen Botox schlechter wirkt. Zum Beispiel, wenn eine Person zuvor an Botulismus erkrankt war oder dagegen geimpft ist.
Auch Männer reagieren in der Regel weniger gut auf Botox, weil sie eine größere Muskelmasse im Gesicht haben. Das heißt nicht, dass Männer keine Injektionen bekommen sollten. Sie benötigen aber eine höhere Dosis des Medikaments.
Welche Themen sollte ich mit dem Arzt in der ersten Sitzung besprechen?
Während des ersten Besuchs wird Ihr Facharzt Ihnen wahrscheinlich einige Fragen zu Ihrem täglichen Leben und Ihren weiteren Plänen stellen. Meine Liste der Fragen umfasst die folgenden:
Erstens benötige ich Informationen über frühere Behandlungen, insbesondere über Medikamente und Behandlungsorte usw. undzweitens, Informationen über Medikamente, Vitamine oder Spurenelemente, die der Patient täglich einnimmt. Die meisten Vitamine verringern zum Beispiel die Wirkungsdauer von Botulinumtoxin.
Ein weiterer wichtiger Punkt sind eventuell anstehende Operationen oder Eingriffe in den nächsten 2-3 Monaten. Eine Narkose kann die Wirkung des Botulinumtoxins stark beeinträchtigen, so dass es besser ist, den Eingriff erst danach vorzunehmen.
Nicht zuletzt geht es um vergangene Verletzungen im Behandlungsbereich. Ein Trauma wirkt sich auf die Muskelstruktur aus, so dass der Facharzt diese Veränderungen in Betracht ziehen muss.
Die besten Ergebnisse erzielen: Empfehlungen nach dem Eingriff
Wie oft kann ich Botox anwenden?
Sie können diesen Eingriff alle 3-6 Monate vornehmen. Das hängt vor allem von den individuellen Merkmalen, der Menge und Qualität des Botulinumtoxins und der Muskelaktivität in diesem Bereich ab.
Ich empfehle, alle gewünschten Zonen in einer Sitzung zu behandeln. Da das Verfahren kostspielig ist, möchten viele Menschen zum Beispiel erst die Stirnfalten und dann einen Monat später die Lachfalten behandeln. Das ist jedoch nicht empfehlenswert, weil Botulinumtoxin eine Immunreaktion hervorruft. Wird das Medikament zu häufig angewandt, wird es eines Tages nicht mehr wirken, weil das Immunsystem es neutralisieren würde.
Manchmal empfehle ich sogar eine Pause von 1,5 bis 3 Monaten, auch wenn die Wirkung bereits nachlässt. Erstens gibt uns das Zeit, andere Verfahren in der Behandlungszone durchzuführen, die mit Botox nicht vergleichbar sind. Zweitens hilft es, die Immunreaktion auf das Medikament zu verringern, so dass das Ergebnis der nächsten Behandlung länger anhält.
Welche Einschränkungen gibt es nach dem Eingriff?
Ich empfehle meinen Patienten, 24-48 Stunden lang keine kardialen Übungen zu machen, da ein intensiver Blutfluss zu einer übermäßigen Diffusion des Medikaments und damit zu einem unerwarteten Ergebnis führen kann.
Außerdem sollten die Patienten eine Woche lang nach dem Eingriff auf Wärmeanwendungen wie Sauna oder Sonnenbäder verzichten.
Es gibt keine strengen diätetischen Einschränkungen, außer für den Alkoholkonsum. Dieser sollte bis zu 48 Stunden lang vermieden werden.
Die ursprüngliche Empfehlung, über Stunden in einer aufrechten Position zu verbleiben, ist veraltet und die neueren Medikamente erfordern dies nicht mehr. Normalerweise legen sich Patienten meistens sowieso nicht sofort hin, sondern machen sich auf den Heimweg oder treffen sich mit Freunden auf einen Kaffee, so dass sie ihre aufrechte Haltung sowieso fuer mindestens eine Stunde lang beibehalten werden und das ist völlig ausreichend.
Auch sollten zuhause keine Liftings- oder Konturierungsgeräte an der behandelten Stelle benutzt werden Das gleiche gilt auch für professionelle Behandlungen. Ich empfehle, alle Behandlungen im Voraus mit dem Spezialisten zu besprechen. Botulinumtoxin kann tiefe Falten nicht entfernen. Wenn ein Patient bereits tiefe Falten hat, glätten wir sie zuerst mit anderen Verfahren und fixieren danach das Ergebnis mit Botulinumtoxin.
Was sind die Nebenwirkungen von Botox?
Botulinumtoxin-Injektionen sind sichere Verfahren. Nach dem Eingriff treten an den Injektionsstellen kleine Pickel auf, die nach etwa einer Stunde wieder verschwinden.
Die häufigsten Nebenwirkungen sind Blutergüsse, Schwellungen oder Schmerzen an den Injektionsstellen. Diese Beschwerden klingen innerhalb von 7-10 Tagen nach dem Eingriff ab.
Eine weitere Auswirkung, von der meine Patienten berichten, sind einige Veränderungen in der Gesichtsmuskelbewegung. Wenn wir einige Muskelpartien blockieren, werden andere versuchen, ihre Funktion zu kompensieren, was ein unangenehmes Gefühl hervorrufen kann. Die Patienten gewöhnen sich jedoch schnell an dieses neue Gefühl, das positive Ergebnis bleibt jedoch erhalten.
Leichte Kopfschmerzen sind eine weitere mögliche kurzfristige Nebenwirkung, die aber nach ein paar Tagen ebenfalls abklingt.
Zu den leichten Nebenwirkungen gehören Asymmetrie, Herabhängen des Augenlids oder der Augenbraue oder eine Schwellung des Augenlids. In der Regel hängen sie mit der falschen Ausführung des Verfahrens zusammen. Manche Patienten neigen dazu, diese Nebenwirkungen zu entwickeln. Wenn ein Patient zum Beispiel immer schon die Stirn angespannt hielt und die Augenbrauen hochgezogen hat, um die Augen zu öffnen, werden die Augenbrauen nach dem Eingriff wahrscheinlich absinken.
Was die geschwollenen Augenlider betrifft, so ist dies auch eine Frage der Tendenz. Ich meine, wenn eine Person ein überschüssiges Volumen in diesem Bereich hat, ist es wahrscheinlich, dass sich diese Nebenwirkungen einstellen. Ich empfehle meinen Patienten, diesen Bereich ein wenig zu massieren, um die Verteilung der überschüssigen Flüssigkeit anzuregen. Wenn das geschwollene Augenlid nicht innerhalb einer Woche verschwindet, dann ist dies das Ergebnis eines schlechten Eingriffs.
Ist es möglich, schlechte Botox-Ergebnisse zu korrigieren?
Wenn ein Patient ein heruntergefallenes Augenlid oder eine heruntergefallene Augenbraue hat und als Antwort von seinem Spezialisten gesagt bekommt, er sollte 3-6 Monate warten, dann ist das keine befriedigende Lösung für ihn.
Die Korrektur von schlechten Botox-Ergebnissen erfordert Zeit und Geduld. Da Botulinumtoxin die Muskelaktivität blockiert, müssen wir sie mit verschiedenen Verfahren stimulieren. Ich wende dazu zum Beispiel SMAS-Lifting, Mikrostrom und Massagen an. In der Regel müssen regelmäßige Behandlungen bis zu 3 Wochen lang erfolgen, bis eine Besserung sichtbar wird.
Mikrostrom- oder Radio-Lifting-Geräte gibt es auch für den Hausgebrauch und täglich angewendet, können Sie den gleichen Erfolg wie bei der Behandlung in der Praxis auch zuhause erzielen.